EINLEITUNG
Nun liegt mein vier wöchiges Stipendium hinter mir und ich möchte jetzt in Form dieses
Berichts meine neue Erfahrungen und Eindrücke des letzten Monats reflektieren und im
Allgemeinen verschriftlichen. Dabei werde ich mich auf meinen Arbeitsbereich und dem Ort
an deinen ich war beziehen, sowie final auch meine eigene persönliche Einschätzung zu de
Stipendium im Gesamtbild geben.

ARBEITSPLATZ
Ich beginne mit dem wohl interessantesten Aspekt: Dem Arbeitsbereich und meinen
Erfahrungen innerhalb der Zeit. Wir Stipendiat*innen auf Teneriffa haben als Arbeitskräfte im
Kurhotel Mar y Sol ausgeholfen, sprich wir haben unter anderem mit Menschen mit Handicap
gearbeitet. Dabei wurden wir sechs in einem zwei Tages Rhythmus abwechselnd in einen
der sechs Arbeitsbereiche eingeteilt.

Zu den zu verrichtenden Arbeiten zählten das Gärtnern,
das Restaurant, die Reinigung, die Sporthalle, die Rezeption und die Arbeit im Verleihladen
Lero. Jeder einzelne Bereich brachte seine eigenen Herausforderungen mit sich,
beispielsweise die Kommunikation. Viele der Mitarbeiter konnten nämlich kein Deutsch oder
Englisch, sondern nur ihre Muttersprache spanisch sprechen. Im Restaurant und bei der
Reinigung war dies ausschließlich der Fall, sodass man als eine Person, die überhaupt kein
Spanisch beherrscht Schwierigkeiten bekommen könnte seiner Arbeit nachzugehen bzw.
überhaupt erst zu verstehen was von einem verlangt wird. Doch mit genau solchen
Herausforderungen sollte man bei einem Stipendium im Ausland auch rechnen und
tatsächlich hat man gemeinsam mit den Arbeitskräften auch Wege und Lösungen gefunden
sich zu verständigen, sei es durch simples verstehen durch Gestik und Kontext, oder durch
das nutzen von moderner Technik wie Übersetzern.

Auch wenn dies die Arbeit vielleicht ein wenig erschwerte lässt sich sagen, dass wir alle dadurch etwas von der spanischen Sprache
mitnehmen konnten und einige Vokabeln erlernten. Zum Ende des Stipendiums waren wir
sogar in der Lage ganz kurze Konversationen mit Standardvokabular mit den Arbeitskräften
führen. Zu den Arbeitern selbst muss man definitiv erwähnen, dass ziemlich jeder von Ihnen
überaus freundlich und hilfsbereit war, sowie auch mit guter Laune für eine sehr angenehme
und nahezu spaßiger Arbeitsatmosphäre sorgten. Bei den verschiedenen Arbeiten selbst
hatte ich persönlich abgesehen von der Sprachbarriere gar keine Probleme, denn alle
Aufgaben waren ziemlich selbstverständlich oder mit Hilfe von guter Anleitung der Mitarbeiter
einfach zu erlernen.

Auf die Frage wie es für mich war unter anderem mit Menschen mit
einer Behinderung zu arbeiten kann ich sagen, dass es keinen so großen Unterschied macht
wie man es sich im Vorfeld vielleicht vorstellt. Nur weil diese Menschen beispielsweise eine
körperliche Beeinträchtigung haben, muss nicht zwingend heißen, dass diese Menschen
weniger freundlich sind. Im Gegenteil: Es haben sich sehr interessante Gespräche entwickelt
und allgemein Situationen, die man selbst so ohne das Stipendium nicht erlebt hätte.

Eine dieser interessanten Situationen war, als ich in der Sporthalle Tischtennis mit einer
Querschnittsgelähmten Person gespielt habe, ich fand es nämlich wirklich beeindruckend
wie diese Person trotz ihrer körperlichen Einschränkung in der Lage war solch sportlichen
Aktivitäten nachzugehen. Wenn man mich heute fragen würd welche der Arbeitsbereiche mir
am besten gefallen hat, würde ich definitiv die Betreuung in der Sporthalle wählen, denn für
mich als sehr sportinteressierte Person hat das mit Abstand am meisten Spaß gemacht und
die Zeit während der Arbeit ist wie im Flug vergangen.

Die restlichen Bereiche waren für mich im Vergleich dazu entweder anstrengender, wie das pausenlose Kellnern und waschen
im Restaurant oder dem Putzen bei den Reinigungskräften, oder zu eintönig wie das gießen
der Gärtnern, was man dann 5h am Stück beim Gärtnern macht, oder dem rumsitzen an der
Rezeption. Trotzdem war es wirklich sehr interessant, in all die verschiedenen Berufsfelder
der Hotellerie einen Einblick zu bekommen und somit zumindest für sich selbst ausschließen
zu können, welchen Tätigkeiten man in Zukunft besser nicht nachgehen möchte.

STIPENDIUMSORT
Kommen wir auf den Ort zu sprechen in welchem wir über den Monat lang leben durften: Die
kanarische Insel Teneriffa. Als ich erfahren habe, dass ich auf Teneriffa komme habe ich
mich von der ersten Sekunde an gefreut, denn ich wollte schon immer mal die Erfahrung
machen auf einer Insel zu sein und zusätzlich würde ich jetzt noch ein Gefühl dafür
bekommen, in es sich anfühlt tatsächlich auf einer Insel zu leben - als Arbeiter und nicht als
Tourist. Ich habe zwar im Vorfeld erwartet, dass es mir sehr gefallen wird, doch niemals
hätte ich wissen können wie sehr ich mich nach dieser kurzen Zeit in diese Insel verlieben
werde.

Die wunderschöne Umgebungen mit dem Meer, den Klippen und den bergen, die
überaus offenen und sympathischen Einwohner und das generell recht tropische Gefühl
einer Insel - ich habe mich jeden Tag glücklich gefühlt allein weil ich auf dieser traumhaften
Insel aufwachen, meinen Tag verbringen, und dann wieder einschlafen kann. Es hat mir so
sehr gefallen, dass ich heute den Traum habe eines Tages wirklich auf einer Insel zu leben,
sollte ich die Möglichkeit dazu haben. Ob es sich dabei dann um Teneriffa handeln wird weiß
ich noch nicht, denn schließlich gibt es ja auch noch viele andere Orte zu sehen.
Zusammengefasst hätte es für mich wirklich keinen schöneren Ort geben können den ich für
mein Stipendium bekommen könnte und ich bin überaus dankbar, dass ich dieser Insel
zugeteilt wurde.

PERSÖNLICHE EINSCHÄTZUNG
Kommen wir final zu meiner eigenen Einschätzung, beziehungsweise zu meinem
persönlichem Fazit zu meinem Stipendium im Ausland und ganz ehrlich gesagt weiß ich echt
nicht wo ich da anfangen sollte. Ich habe bereits erwähnt wie viele arbeitstechnische
Erfahrungen ich durch die Zeit im Kurhotel Mar Y Sol sammeln konnte und ich bin mir sicher,
dass mir diese auch zukünftig in meinem Berufsleben von Vorteil sein werden. Dass ich
Arbeitserfahrungen sammeln werde und auch die ein oder anderen sprachlichen Fähigkeiten
war mir aber auch schon mehr oder weniger vor dem Beginn des Stipendiums klar, was mich
jetzt im Nachhinein jedoch sehr überrascht hat ist wie viel mehr persönliche Eindrücke und
„Lebenserkenntnisse“ ich mir aus dieser Zeit ziehen konnte. Auch wenn es übertrieben
klingen könnte und ein wenig klischeehaft hat mir diese Erfahrung definitiv „die Augen
geöffnet“ in Bezug auf mein Verständnis dafür wie beispielsweise die eigene Lebensführung
aussehen kann, oder wie die Gesellschaften an anderen Orten der Welt auch funktionieren
könnten. Wenn man sein ganzes Leben lang in Deutschland verbringt und einem dort
vorgelebt wird wie ein Arbeitsalltag aussieht und Menschen untereinander agieren, kann
man garnicht wissen, dass dies nicht die einzige Art und Weise ist wie das Leben zwingend
aussehen muss. Häufig leben die Menschen in Deutschland ohne Motivation und wirklicher
Lebensfreude durch ihren Tag, vor allem wenn es sich dabei um Arbeit dreht und regen sich
über alle möglichen Kleinigkeiten auf, wie dem Wetter etc. Doch auf Teneriffa wurde mir klar,
dass ich nicht zwingend so leben muss wie es mir die Deutsche Gesellschaft vorlebt, denn
die Welt hat so viel mehr zu bieten als das. Es gibt die Möglichkeit, beispielsweise im
Ausland, einen Beruf zu finden der einen tief im Inneren erfüllt, an einem Ort an dem man
aufblühen kann und mit Menschen, die einander voller Lebensfreude und Energie antreiben.
Für diese Erkenntnis in ich zutiefst dankbar. Dieses gesamte Stipendium war ein
unbezahlbares Geschenk in welchem ich in einem Monat mehr für mein Leben lernen konnte
als in einem gesamten Jahr Schule.

Alexander Libert, 17, Schüler des Leibniz-Gymnasiums